Amazon Prime durch Verkäufer (Seller Fulfilled Prime) – Voraussetzungen, Vorteile und Tipps
Amazon Prime durch Verkäufer (engl. Seller Fulfilled Prime, kurz SFP) ist ein Programm von Amazon, das es Verkäufern ermöglicht, ihren Kunden den Prime-Versand direkt aus dem eigenen Lager anzubieten. Händler, die an Prime durch Verkäufer teilnehmen, versenden Bestellungen in Eigenregie, erfüllen jedoch die strengen Prime-Anforderungen hinsichtlich Versandgeschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Service. Dadurch erhalten ihre Produkte das begehrte Prime-Logo und werden Prime-Mitgliedern mit kostenlosem Premiumversand und kostenlosen Retouren angeboten. In diesem umfangreichen Leitfaden erfahren E-Commerce-Händler, Amazon Seller und Vendoren alles Wichtige über Amazon Prime durch Verkäufer – von der Definition und Funktionsweise über Vorteile und Voraussetzungen bis hin zur Anmeldung, Umsetzung in der Praxis und häufig gestellten Fragen.
- Was ist Amazon Prime durch Verkäufer?
- Prime durch Verkäufer vs. Versand durch Amazon (FBA)
- Vorteile von Prime durch Verkäufer
- Voraussetzungen und Anforderungen
- Anmeldung und Testphase
- Tipps für die Praxis
- FAQ – Häufig gestellte Fragen
- Kann ich gleichzeitig Versand durch Amazon (FBA) und Prime durch Verkäufer nutzen?
- Kostet die Teilnahme an Prime durch Verkäufer zusätzliche Gebühren?
- Welche Versanddienstleister kann ich für Prime durch Verkäufer nutzen?
- Wie lange dauert die Prime-Testphase und was passiert dort?
- Was passiert, wenn ich die Prime-Vorgaben später nicht einhalte?
- Über den Autor
Was ist Amazon Prime durch Verkäufer?
Amazon Prime durch Verkäufer ist ein Amazon-Programm, das speziell für Marketplace-Verkäufer entwickelt wurde, um Prime-qualifizierten Versand selbst abzuwickeln. Statt Waren an Amazons Logistikzentren zu senden (wie beim Versand durch Amazon/FBA), lagert der Händler die Produkte im eigenen Lager und verschickt sie direkt an Prime-Kunden. Damit diese Bestellungen den Prime-Status tragen dürfen, verpflichtet sich der Verkäufer, alle von Amazon vorgegebenen Prime-Servicekriterien einzuhalten. Dazu zählen insbesondere schnelle Lieferzeiten (typischerweise 1–2 Werktage), kostenloser Versand und kostenlose Rücksendungen für Prime-Kunden sowie ein hervorragender Kundenservice. Amazon startete das Seller Fulfilled Prime-Programm bereits 2015, um Drittanbietern die Möglichkeit zu geben, Prime-Bestellungen selbst zu erfüllen.
Durch Prime durch Verkäufer erhalten Händler Zugang zu Millionen von Prime-Mitgliedern, die als äußerst loyale und umsatzstarke Kundengruppe gelten. Prime-Bestellungen werden auf der Produktseite mit dem Prime-Logo gekennzeichnet und bei der Amazon-Suche gefiltert bevorzugt angezeigt. Auf diese Weise können Prime-Verkäufer ihre Produkte für Prime-Nutzer sichtbarer machen, da Prime-Kunden gezielt nach Prime-angebotenen Artikeln filtern und diese bevorzugt kaufen. Kurz gesagt: Prime durch Verkäufer verbindet die Reichweite und Attraktivität des Prime-Programms mit der Kontrolle über Lager und Versand, die beim Händler verbleibt.
Prime durch Verkäufer vs. Versand durch Amazon (FBA)
Ein zentraler Unterschied zwischen Prime durch Verkäufer und Versand durch Amazon (Fulfillment by Amazon, FBA) liegt in der Logistik und Lagerhaltung. Bei FBA übernimmt Amazon die komplette Abwicklung: Der Händler schickt seine Ware an Amazon-Lager, und Amazon versendet im Prime-Tempo an die Kunden. Bei Prime durch Verkäufer hingegen verbleibt die Ware im Händlerlager, und der Versand erfolgt durch den Händler selbst (bzw. dessen Logistikpartner) direkt zum Kunden. Beide Modelle ermöglichen die Prime-Badge, unterscheiden sich aber in Kosten und Abläufen:
Aspekt | Prime durch Verkäufer (SFP) | Versand durch Amazon (FBA) |
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Lagerung | Im eigenen Lager des Verkäufers | In Amazons Logistikzentren |
Prime-Badge | Ja, wenn Prime-Anforderungen erfüllt sind (Seller Fulfilled Prime) | Ja, automatisch für FBA-Artikel (Prime durch Amazon) |
Versandprozess | Verkäufer versendet selbst mit ausgewählten Versanddienstleistern | Amazon übernimmt Kommissionierung, Verpackung und Versand |
Versandkosten | Händler trägt Versandkosten (Prime-Kunden erhalten kostenlosen Versand) | In FBA-Gebühren inbegriffen (Amazon trägt Versand an Kunde) |
Gebühren | Keine FBA-Versandgebühr, aber Kosten für Eigenlagerung und Versand | FBA-Gebühren pro Einheit + Lagergebühren für Amazon-Lager |
Retouren | Kostenlose Rücksendung an Händler-Adresse (Amazon erstattet Kunde) | Kostenlose Rücksendung an Amazon – Rückabwicklung durch Amazon |
Kundenservice | Amazon übernimmt 24/7 Kundenservice für Prime-Bestellungen | Amazon übernimmt 24/7 Kundenservice für Prime-Bestellungen |
Kontrolle | Hohe Kontrolle über Lagerbestand und Lieferkette (eigene Prozesse) | Weniger Kontrolle – Amazon steuert Lagerung und Logistik |
Beide Fulfillment-Modelle können parallel genutzt werden: Ein Seller kann einige Produkte via FBA und andere via Prime durch Verkäufer anbieten. (Zu beachten ist jedoch, dass pro einzelner ASIN in der Regel nur eine Versandmethode aktiv sein sollte, um Überschneidungen zu vermeiden – entweder FBA oder Prime durch Verkäufer.) Insgesamt eignet sich Prime durch Verkäufer besonders für Händler, die bereits über eine effiziente eigene Logistik verfügen oder spezielle Produkte anbieten, die sie lieber selbst lagern und versenden möchten. FBA hingegen bietet sich an, wenn man Lagerhaltung und Versand vollständig an Amazon outsourcen will, etwa um vom Amazon-Logistiknetzwerk zu profitieren.
Vorteile von Prime durch Verkäufer
Die Teilnahme an Prime durch Verkäufer bietet Verkäufern eine Reihe von Vorteilen, die sich sowohl auf die Sichtbarkeit im Marketplace als auch auf die Umsätze auswirken:
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Zugang zu Prime-Kunden: Prime-Mitglieder sind für ihre hohe Kaufbereitschaft und Markentreue bekannt. Durch SFP können Händler diese attraktive Käufergruppe direkt ansprechen. Die Zahl der Prime-Abonnenten wächst stetig, und Prime-Kunden kaufen häufiger und mehr als durchschnittliche Kunden. Produkte mit Prime-Logo genießen höhere Aufmerksamkeit, da viele Kunden in der Suche gezielt den Prime-Filter nutzen.
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Umsatz- und Ranking-Steigerung: Der Prime-Badge kann die Conversion Rate und den Absatz deutlich erhöhen. Studien zeigen, dass Produkte mit Prime-Status im Verkaufsrang spürbar besser abschneiden – in einem Fall sank (verbesserte) die Verkaufsrangposition um etwa 15–20 %, nachdem ein Artikel Prime-eligibel wurde. Eine bessere Sales-Rank bedeutet wiederum mehr Sichtbarkeit und langfristig höheren Umsatz. Außerdem verbessert der Prime-Status die Chancen, die Buy Box (das hervorgehobene Angebot auf der Produktseite) zu gewinnen, da Prime-Angebote besonders wettbewerbsfähig in puncto Versandgeschwindigkeit sind.
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Kontrolle über Lager und Bestand: Im Gegensatz zu FBA behalten Händler bei SFP die volle Kontrolle über ihren Warenbestand und Lagerprozesse. Dies ist vorteilhaft, wenn man z. B. ein breites Sortiment hat, empfindliche oder verderbliche Ware lagert oder individuelle Verpackungen und Beilagen nutzen möchte. Die Bestände können zentral im eigenen Lager verwaltet werden, was Überschneidungen mit anderen Vertriebskanälen (Webshop, Filialen etc.) vereinfacht. Amazon selbst hebt hervor, dass SFP die Bestandsverwaltung über mehrere Kanäle hinweg erleichtert, da Händler ihren Lagerbestand im eigenen Haus behalten und so Out-of-Stock-Situationenminimieren können.
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Keine doppelten Versandkosten: Händler, die bereits eine eigene Logistik nutzen (z. B. einen 3PL-Partner oder eigene Versandstruktur), sparen sich bei SFP die FBA-Versandgebühren. Insbesondere für schwere oder großvolumige Produkte können die FBA-Gebühren hoch sein. Mit Prime durch Verkäufer entfallen diese spezifischen FBA-Kosten, da der Versand durch den Händler erfolgt. Stattdessen fallen nur die direkten Versandkosten des gewählten Transportdienstleisters an und die üblichen Amazon-Verkaufsgebühren (z. B. Referral Fee). Dadurch kann SFP bei effizienter eigener Logistik kostengünstiger sein als FBA.
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Amazon-Kundenservice inklusive: Ein großer Vorteil ist, dass Amazon bei Prime-Bestellungen den Kundenservice nach dem Kauf übernimmt. Das heißt, Amazon kümmert sich um Anfragen zur Sendungsverfolgung, um Rückerstattungen und Retourenabwicklung – und das 24/7, ohne zusätzliche Kosten für den Verkäufer. Für den Händler bedeutet dies eine Entlastung im Support, obwohl er den Versand selbst durchführt. Kunden können bei Problemen direkt den Amazon Support kontaktieren, was dem Kauferlebnis eines FBA-Artikels entspricht.
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Teilnahme an Aktionen und Deals: Produkte mit Prime-Status qualifizieren sich für exklusive Prime-Deals und Aktionen. Zum Beispiel können SFP-Händler ihre Artikel für Amazons Blitzangebote („Lightning Deals“) einreichen, die täglich auf der vielbesuchten „Angebote“-Seite präsentiert werden. Solche Promo-Aktionen sind Prime-exklusiv und können den Absatz stark erhöhen. Zudem sind Prime-Angebote für Events wie Prime Day oder Black Friday relevant – wer hier den Prime-Badge hat, erhöht seine Chancen, von Prime-Kunden gekauft zu werden.
Zusammengefasst verbindet Prime durch Verkäufer die Vorteile des Prime-Logos – höhere Sichtbarkeit, mehr Verkäufe und Amazon-Kundenservice – mit der Flexibilität, die eigene Logistik zu nutzen. Allerdings müssen dafür auch gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, damit die Kundenerwartungen an Prime vollständig erfüllt werden.
Voraussetzungen und Anforderungen
Um als Verkäufer am Prime-durch-Verkäufer-Programm teilnehmen zu können, müssen strikte Voraussetzungen erfüllt werden. Amazon stellt sicher, dass Prime-Kunden auch bei seller-fulfilled Bestellungen ihr gewohntes Premium-Einkaufserlebnis erhalten. Die wichtigsten Anforderungen sind:
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Professionelles Verkäuferkonto: Zunächst ist ein Amazon-Verkäuferkonto mit Professional-Tarif erforderlich (39 € mtl.), da nur professionelle Händler an Prime durch Verkäufer teilnehmen können. Händler sollten im Seller Central Dashboard eine gute Account-Gesundheit vorweisen (keine schweren Verstöße, gute Verkäuferleistung).
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Landesweite Lieferabdeckung: Das Prime-Angebot muss im gesamten Land verfügbar sein. Der Händler muss alle Regionen des entsprechenden Marketplace-Landes zuverlässig beliefern können. Praktisch bedeutet dies, dass ggf. abgelegene Gebiete ebenfalls innerhalb der Prime-Lieferzeit erreicht werden müssen – ein Aspekt, der v. a. für große Länder oder bei einem einzigen Lagerstandort Planung erfordert.
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Kostenloser Versand & Rücksendung: Alle Prime-registrierten Produkte müssen für Prime-Mitglieder versandkostenfrei angeboten werden. Ebenso müssen kostenlose Rücksendungen für Prime-Kunden ermöglicht werden (mit wenigen Ausnahmen, z. B. sehr schwere oder grenzüberschreitende Sendungen). Der Händler trägt somit die Versandkosten sowie die Kosten eventueller Retouren selbst, analog zu Amazons eigenem Prime-Versprechen.
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Versandgeschwindigkeit und Cut-off-Zeit: Prime durch Verkäufer verpflichtet zur sehr schnellen Versandabwicklung. In der Regel müssen Bestellungen, die werktags vor einer bestimmten Bestellschlusszeit (Cut-off, z. B. 13 Uhr) eingehen, am gleichen Tag versendet werden, um die Prime-Lieferfrist einzuhalten. Amazon empfiehlt, Bestellungen möglichst sofort am Bestelltag zu picken, zu verpacken und zu verschicken. Entsprechend sollte das Lagerpersonal und -system darauf ausgelegt sein, einen hohen Auftragsdurchsatz in kurzer Zeit zu bewältigen. Oft ist die Lieferung am nächsten Tag (1-Tages-Lieferung) oder innerhalb von 2 Tagen gefordert, je nach Produktkategorie.
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Auswahl geeigneter Versanddienstleister: Der Händler kann jedenVersanddienstleister seiner Wahl nutzen, solange die Dienstleistung den Prime-Anforderungen genügt. Seit 2023 schreibt Amazon nicht mehr vor, die Versandetiketten über Amazon zu kaufen oder einen bestimmten Carrier zu nutzen. Entscheidend ist aber, dass der gewählte Paketdienst sehr zuverlässig und schnell zustellt. In Deutschland kommen z. B. DHL (Express), DPD, UPS, Hermes oder regionale Kuriere in Frage, sofern sie die Lieferzeiten einhalten. Wichtig: Es müssen stets Sendungsverfolgungs-Nummern bereitgestellt werden; Amazon verlangt eine valide Sendungsverfolgungsrate von mindestens 99 %.
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Performance-Metriken: Verkäufer müssen dauerhaft bestimmte Leistungskennzahlen erreichen, um Prime-Status zu erlangen und zu behalten. Zu den Kernmetriken gehören:
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Pünktliche Lieferung (On-Time Delivery Rate, OTDR): Mindestens 90 % der Prime-Bestellungen mussten 2023 innerhalb des versprochenen Zeitfensters beim Kunden eintreffen. Ab Oktober 2024 wurde der Grenzwert auf mind. 92 % angehoben, um das Prime-Versprechen weiter zu verschärfen. Das heißt, höchstens 8 % der Prime-Pakete dürfen verspätet ankommen.
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Sendungsverfolgung: Für mindestens 99 % der versendeten Prime-Bestellungen muss eine gültige Sendungsverfolgungsnummer an Amazon und den Kunden übermittelt werden. Dieser nahezu 100%ige Tracking-Nachweis stellt sicher, dass Kunden ihre Lieferung verfolgen können und Amazon die Lieferperformance überprüfen kann.
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Stornorate vor Versand: Weniger als 0,5 % der Prime-Aufträge sollten vom Verkäufer selbst storniert werden (Kundenstornierungen ausgenommen). Eine sehr niedrige Stornierungsquote signalisiert, dass der Händler sein Lager im Griff hat und keine Bestände als Prime anbietet, die er nicht liefern kann.
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Teilnahme an Prime-Testprogramm: Neue SFP-Interessenten müssen zunächst eine Testphase erfolgreich absolvieren (siehe nächster Abschnitt). In dieser Zeit muss der Verkäufer praktisch beweisen, dass er die oben genannten Anforderungen unter Realbedingungen einhalten kann – bevor Amazon den dauerhaften Prime-Status erteilt.
Amazon überwacht diese Kennzahlen kontinuierlich. Werden die Vorgaben nicht erfüllt, verliert das Angebot den Prime-Badge, bis die Leistung wieder stimmt. Angebote, die zwar grundsätzlich Prime-qualifiziert sind, aber aktuell nicht zu den schnellsten gehören, werden ggf. ohne Prime-Logo angezeigt, stattdessen mit dem Hinweis „Kostenlose Lieferung für Prime-Mitglieder“. Damit will Amazon sicherstellen, dass nur die zuverlässigsten und schnellsten Angebote tatsächlich das Prime-Logo tragen. Verkäufer müssen also fortlaufend ihre Logistik-Performance optimieren, um im Prime-Programm zu bleiben. Die EU-Kommission hat Amazon verpflichtet, die Teilnahmebedingungen für Prime für alle Händler gleich und transparent zu gestalten – unabhängig davon, ob sie Amazons eigenen Versand (FBA) oder den Eigenversand nutzen. Seit dieser verpflichtenden Änderung 2023 haben alle Seller, die die objektiven Kriterien erfüllen, prinzipiell gleichen Zugang zum Prime-Programm, mit freier Wahl der Versanddienste.
Anmeldung und Testphase
Wie wird man Prime-durch-Verkäufer-Händler? Der Weg in das Programm ist formal gut strukturiert:
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Vorbereitung & Eignungsprüfung: Stellen Sie sicher, dass Ihr Verkäuferkonto die Grundvoraussetzungen erfüllt (Professional-Account, einwandfreie Verkäuferleistung, Lagerbestand verfügbar, etc.). Analysieren Sie Ihre bisherigen Lieferzeiten und Service-Level: Erreichen Sie schon die gewünschte Versandgeschwindigkeit und niedrige Fehlerquoten? Amazon verlangt vor der Zulassung einen Nachweis über Ihre Leistungsfähigkeit. In den USA z. B. gibt es einen Selbsttest zur Pre-Qualifizierung, bei dem eine Mindestanzahl an Bestellungen mit exzellenten Lieferwerten erreicht sein muss. Ähnliches gilt in der EU – Sie sollten also bereits vor der Bewerbung Ihre Logistikmetriken (pünktlicher Versand, Trackingrate, etc.) optimieren.
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Bewerbung im Seller Central: Die Anmeldung zum Prime-durch-Verkäufer-Programm erfolgt über das Amazon Seller Central. Dort gibt es einen Bereich “Prime-Programme für Verkäufer” oder direkt einen Anmelde-Button für Seller Fulfilled Prime. Im Antrag bestätigen Sie, dass Sie die Teilnahmekriterien kennen und einhalten werden. Gegebenenfalls fragt Amazon nach Details zu Ihrem Lagerstandortund den eingesetzten Versandservices, um die Lieferfähigkeit einzuschätzen.
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30-Tage-Testphase absolvieren: Nach erfolgreicher Bewerbung startet die Testphase. Diese dauert in der Regel 30 Tage, in denen Ihre Prime-Bestellungen besonders genau beobachtet werden. In dieser Zeit wird der Prime-Badge vorläufig erteilt, sofern Ihre Angebote die Voraussetzungen erfüllen, jedoch kann er bei Verstößen sofort entzogen werden. Ziel der Testphase ist zu zeigen, dass Sie zuverlässig innerhalb der Vorgaben liefern können. Typischerweise muss in diesen 30 Tagen eine ausreichende Anzahl an Prime-Bestellungen abgewickelt werden (z. B. mindestens einige Dutzend), damit aussagekräftige Performance-Daten vorliegen. Sie müssen durchgängig die On-Time-, Tracking- und Storno-Quoten im grünen Bereich halten. Bei Nichterreichen der Ziele kann die Testzeit verlängert oder der Händler abgelehnt werden.
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Endgültige Freischaltung: Haben Sie die Trial-Phase erfolgreich bestanden – sprich alle Kennzahlen erfüllt – wird Ihr Account offiziell für Seller Fulfilled Prime freigeschaltet. Ihre entsprechenden Produkte behalten dauerhaft das Prime-Logo (solange Sie weiterhin alle Kriterien einhalten). Sie erhalten von Amazon eine Bestätigung und können nun das Prime-Programm als Verkäufer voll nutzen. Ab diesem Zeitpunkt gelten die Prime-Vorteile für berechtigte Angebote, und Sie werden in Amazons Systeme als Prime-Verkäufer geführt.
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Kontinuierliches Monitoring: Auch nach der Aufnahme ins Programm ist es wichtig, die Leistung hochzuhalten. Amazon überwacht laufend die Liefergeschwindigkeitund andere KPIs. Verstößt ein Händler später gegen Vorgaben (z. B. OTDR fällt unter das Minimum), kann Amazon Verwarnungen aussprechen, einzelne ASINs vom Prime-Status ausschließen oder den Händler zeitweilig aus dem Programm nehmen, bis wieder Verbesserung eintritt. Im schlimmsten Fall (anhaltende schwere Verstöße) droht der Ausschluss aus dem Prime-Programm. Daher sollte man nach der Freischaltung kontinuierlich an Prozessoptimierungen arbeiten – etwa schnellere Versandabwicklung, Pufferzeiten reduzieren, Notfallpläne für Ausfälle, etc., um stets die Prime-Standards zu erfüllen.
Hinweis: Während der Testphase und auch danach unterstützt Amazon die Händler mit Tools und Berichten. Im Seller Central gibt es einen Performance-Bericht speziell für Prime durch Verkäufer, wo Sie sehen können, ob Sie die Schwellenwerte einhalten (ähnlich dem Account Health Dashboard). Nutzen Sie diese Daten, um frühzeitig Probleme zu erkennen. Beispielsweise können Verzögerungen durch bestimmte Versandzonen oder -dienstleister sichtbar werden. So lassen sich Engpässe beheben, bevor Amazon eingreifen muss.
Tipps für die Praxis
Die Umsetzung von Prime durch Verkäufer stellt hohe Ansprüche an die Logistik-Organisation des Händlers. Hier sind einige praxisnahe Tipps, um im Alltag erfolgreich und effizient als Prime-Seller zu agieren:
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Same-Day-Handling einführen: Richten Sie Ihre Prozesse so aus, dass Bestellungen am selben Tag verschickt werden können. Optimieren Sie Pick-&-Pack-Prozesse in Ihrem Lager – z. B. durch klare Lagerplatzsysteme, ausreichendes Personal während Peak-Zeiten und eventuell automatisierte Verpackung. Eine frühe Cut-off-Zeit (z. B. 12 Uhr) kann helfen, die Bearbeitung zu schaffen, aber bedenken Sie, dass eine spätere Cut-off (z. B. 14 oder 16 Uhr) für Kunden attraktiver ist. Finden Sie einen Kompromiss, den Sie zuverlässig einhalten können.
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Zuverlässige Versandpartner wählen: Setzen Sie auf schnelle Versandservices. In Deutschland liefert DHL im Standard oft schon am nächsten Tag, doch um sicher die 1-Tages-Lieferung zu erreichen, erwägen viele Händler den Einsatz von DHL Expressoder Zeitfensterzustellung. Prüfen Sie die Leistungen von DPD, UPS, Hermes etc. und vereinbaren Sie ggf. Geschäftskundenverträge für garantierte Zustellzeiten. Wichtig ist auch, die Abholzeiten der Paketdienste mit Ihrem Cut-off zu synchronisieren: Ihr Zusteller sollte spät genug am Tag abholen, damit alle Bestellungen rausgehen können, aber früh genug, dass sie noch ins Ziel-Paketzentrum gelangen.
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Notfallpläne haben: Trotz bester Planung können Störungen auftreten (z. B. Ausfall eines Versanddienstleisters, Wetterprobleme oder plötzlicher Auftragsanstieg). Halten Sie Puffer bereit: etwa Verträge mit alternativen Carriern, um im Bedarfsfall ausweichen zu können. Legen Sie Sicherheitsbestände an, um Spitzen abzufedern. Kommunizieren Sie klar mit Kunden über Versandverzögerungen, bevor diese zu spät liefern – im Zweifel kann eine proaktive Verlängerung des Lieferversprechens (wenn frühzeitig) besser sein, als eine verspätete Lieferung, die den OTDR senkt.
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Monitoring und kontinuierliche Verbesserung: Überwachen Sie täglich Ihre Prime-Metriken. Schon wenige verspätete Pakete können die Prozentwerte gefährden, gerade bei geringem Volumen. Nutzen Sie Amazons Berichtswesen, um Muster zu erkennen: Kommen Verspätungen nur in bestimmten Regionen vor? Liegt es an der Auftragslage an Montagen? Solche Erkenntnisse ermöglichen Gegenmaßnahmen (z. B. Pufferzeit für entferntere Regionen erhöhen, Personal montags aufstocken). Feedback der Kunden (z. B. Bewertungen) kann ebenso Hinweise liefern, ob Lieferzeiten den Erwartungen entsprechen.
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SKU-Auswahl für SFP: Überlegen Sie strategisch, welche Produkte Sie via Prime durch Verkäufer anbieten. Artikel mit sehr hoher Nachfrage und hohem Umsatz eignen sich gut, da Sie hierdurch viele Prime-Bestellungen generieren und Ihren Aufwand für die Prime-Logistik rechtfertigen. Bei sehr preiswerten Artikeln müssen Sie kalkulieren, ob sich die Versandkosten vs. Marge lohnen (Amazon verlangt, dass auch günstige Artikel schnell geliefert werden; die EU-Vorgaben setzen sogar für niedrigpreisige Angebote dieselben Liefergeschwindigkeiten an). Ggf. lohnt es nicht, extrem günstige Produkte mit kostenlosem 1-Tages-Versand anzubieten. Konzentrieren Sie sich auf Artikel, bei denen Kosten und Nutzen im Gleichgewicht sind.
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Hybrid-Ansatz nutzen: Viele erfolgreiche Händler kombinieren FBA und Prime durch Verkäufer. Nutzen Sie FBA für Produkte, die Sie nicht selbst schnell liefern können (z. B. weil Ihr Lager in Süddeutschland ist und Kunden in Norddeutschland 1-Tages-Lieferung erwarten). Andere Artikel, die Sie lokal gut bedienen können oder wo FBA zu teuer wäre (z. B. sperrige Güter), wickeln Sie über SFP ab. So holen Sie das Beste aus beiden Welten heraus. Achten Sie aber je Produkt darauf, einheitliche Lagerbeständezu koordinieren, um Überverkäufe zu vermeiden.
Durch diese Maßnahmen können Händler die anspruchsvollen Prime-Standards erfüllen und langfristig von den Vorteilen profitieren. Prime durch Verkäufer ist kein Selbstläufer – es erfordert Engagement, Investitionen in Logistik und laufende Optimierung. Wer dies jedoch meistert, wird mit höherer Kundenzufriedenheit und einer starken Wettbewerbsposition auf dem Amazon-Marktplatz belohnt.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Kann ich gleichzeitig Versand durch Amazon (FBA) und Prime durch Verkäufer nutzen?
Ja, das ist grundsätzlich möglich. Sie können als Händler parallel am FBA-Programm teilnehmen und zugleich ausgewählte Produkte über Prime durch Verkäufer versenden. Allerdings wird empfohlen, pro Produkt (ASIN) nur eine Methode zu nutzen, um Verwirrung zu vermeiden. Beispielsweise könnten Sie sperrige Artikel via SFP selbst versenden, während kleine, schnell drehende Artikel per FBA laufen. Amazon erlaubt die gleichzeitige Registrierung für beide Programme ohne Einschränkung, jedoch müssen Sie für jede ASIN festlegen, ob sie durch Amazon oder durch Verkäufer versendet wird.
Kostet die Teilnahme an Prime durch Verkäufer zusätzliche Gebühren?
Für die Programmteilnahme selbst erhebt Amazon keine extra Grundgebühr – abgesehen von den üblichen Seller-Gebühren (monatliche Kontogebühr, Verkaufsprovisionen). Im Gegensatz zu FBA fallen keine FBA-Versandgebühren pro Artikel an, da Sie den Versand selbst bezahlen. Allerdings tragen SFP-Händler die Versandkosten an den Kunden und die Kosten eventueller Rücksendungen vollständig selbst. Diese müssen in der Kalkulation berücksichtigt werden. Oft können Händler über Geschäftskundentarife bei Paketdiensten günstigere Versandraten erzielen. Unterm Strich ist Prime durch Verkäufer für Sie mit indirekten Kosten verbunden (Versand, Verpackung, Lagerhaltung im eigenen Betrieb), aber ohne zusätzliche Amazon-Gebühr für den Prime-Status.
Welche Versanddienstleister kann ich für Prime durch Verkäufer nutzen?
Amazon schreibt keine konkreten Dienstleister mehr vor – Sie können frei wählen, solange die Dienstleistung den Prime-Standards entspricht. Entscheidend ist, dass der Lieferdienst schnell und zuverlässig ist. In Deutschland nutzen viele Prime-Verkäufer z. B. DHL, DPD, Hermes, GLS oder UPS. Auch Same-Day-Kuriere sind denkbar. Wichtig: Die Lieferzeit muss landesweit eingehalten werden, und Sie müssen für jede Sendung eine Sendungsverfolgung hochladen. Amazon verlangt eine Trackingquote von 99 %, daher sollte Ihr Dienstleister Tracking-Nummern in Echtzeit bereitstellen können. Außerdem erwarten Prime-Kunden eine Zustellung auch am Samstag – achten Sie also darauf, dass Ihr Versandpartner an Samstagen liefert (die meisten tun dies standardmäßig, DHL z. B. ohne Aufpreis).
Wie lange dauert die Prime-Testphase und was passiert dort?
Die Testphase dauert in der Regel 30 Tage. In diesem Zeitraum müssen Sie zeigen, dass Sie alle Prime-Anforderungen einhalten können. Ihre Produkte werden währenddessen bereits als „Prime“ gekennzeichnet, aber Amazon beobachtet streng Ihre Leistung. Sie sollten in den 30 Tagen ausreichend Bestellungen generieren (ggf. können Sie gezielt Werbeaktionen starten, um Prime-Bestellungen zu erhalten) und sicherstellen, dass mind. 92 % davon pünktlich ankommen, 99 % mit Tracking hochgeladen werden und so gut wie keine Verkäufer-Stornos erfolgen. Wenn Sie die Kriterien erfüllen, werden Sie nach Ablauf der 30 Tage offiziell ins Programm aufgenommen. Sollten Sie in der Testphase scheitern – etwa weil mehrere Pakete zu spät waren – kann Amazon die Testphase verlängern oder Ihre Anmeldung ablehnen. Sie müssten dann Ihre Prozesse verbessern und können es später erneut versuchen.
Was passiert, wenn ich die Prime-Vorgaben später nicht einhalte?
Amazon verfolgt laufend Ihre Kennzahlen. Wenn Sie nach der Aufnahme ins Programm die Vorgaben nicht mehr erfüllen (z. B. Ihre On-Time Rate fällt unter den Grenzwert, oder Sie laden nicht konsequent Tracking hoch), wird Amazon zunächst Hinweise oder Verwarnungen schicken. Bleiben die Probleme bestehen, kann Amazon Ihnen den Prime-Status vorübergehend entziehen. Ihre Angebote würden dann nicht mehr mit Prime-Logo erscheinen, sondern maximal noch mit „Kostenloser Versand für Prime-Mitglieder“ ohne Prime-Badge – was die Attraktivität mindert. Sie haben dann die Chance, Ihre Leistung wieder zu verbessern. Schaffen Sie dies, kann der Prime-Status reaktiviert werden. Bei schwerwiegenden oder dauerhaften Verstößen behält sich Amazon vor, Sie komplett aus dem Prime-durch-Verkäufer-Programm auszuschließen. Es ist daher entscheidend, die eigenen Prozesse stets im Griff zu haben. Im Zweifel sollten Sie lieber vorübergehend freiwillig Angebote aus Prime herausnehmen, wenn etwa absehbar ist, dass Sie ein Volumen oder eine Geschwindigkeit nicht halten können (z. B. saisonale Engpässe), statt negative Performance zu riskieren.

Über den Autor
Jonas Zeppenfeld
Jonas ist Geschäftsführer von Dype. Hier auf dem Dype Blog und im Snackable Marketing Podcast teilt er regelmäßig spannende Insights für Amazon Seller & Vendoren. In den Podcast werden dazu regelmäßig Branchenexperten eingeladen.